Egal ob auf Papier oder digital: Wer ein Haushaltsbuch führt, hat schon nach vier Wochen Kontrolle über seine Ausgaben und entdeckt Sparmöglichkeiten.
Es klingt ein bisschen altbacken und spießig: Ein Haushaltsbuch zu führen, ist definitiv nicht cool. Aber das muss es auch nicht sein, denn es geht ja um eine ziemlich ernste Sache: ums Geldsparen und um eine diesbezügliche Effektivität. Wem das händische Notieren in einem Papierblock zu müßig ist, der kann auch ein digitales Haushaltsbuch führen.
Mittlerweile gibt es viele Apps, die helfen, die eigenen Einnahmen und Ausgaben im Blick zu behalten. Neben MoneyControl, Monefy, Outbank und anderen Anbietern gibt es seit einem Jahr auch Fabit. Der Name ist ein Kurzwort für ‚financial habit‘, also ‚finanzielle Gewohnheit‘. Und darum geht es in der App auch: Geldgewohnheiten zu erkennen, zu analysieren und bei Bedarf zu ändern.
Die gebürtige Lichtenbergerin Susanne Krehl ist Finanzexpertin und hat Fabit (Apple und Android, kostenlos im App-Store) gegründet. Aus eigener Erfahrung weiß sie, dass „Finanzbildung in der Schule so gut wie gar nicht vorkommt. 83 Prozent der Menschen lernen den Umgang mit Geld von ihren Eltern, und das prägt.“ Mit einem Haushaltsbuch kann man genau diese Muster erkennen und gegebenenfalls korrigieren.
Ein Haushaltsbuch hilft nachgewiesenermaßen, „einen genauen Überblick über Ihre Einnahmen und Ausgaben zu bekommen. Das Haushaltsbuch erleichtert die Haushaltsführung und ermöglicht Ihnen, Ihre Ausgaben genau zu planen und zu kontrollieren, sodass am Ende des Geldes nicht noch viel Monat übrig bleibt“, schreibt die Verbraucherzentrale. Insofern bietet ein Haushaltsbuch eine Form von Sicherheit, weil man nicht blindlings Geld ausgibt, sondern die Finanzen im Blick behält.
Schon binnen eines Monats könne man genau beurteilen, wo das Geld geblieben sei, sagt Susanne Krehl: „Nach einem Monat weiß man dann genau, wie das eigene Budget aussieht, wie man es tatsächlich aufteilt, und kann dann schauen, ob es nötig ist, eine Umverteilung anzustreben.“
Sinnvoll ist das, wenn das zur Verfügung stehende Geld nach der 50-30-20-Regel aufgeteilt wird. Das heißt, dass 50 Prozent des Einkommens für die Fixkosten eingeplant sind, was – so ehrlich muss man sein – bei der aktuellen Wirtschaftslage längst nicht mehr für jeden Haushalt funktioniert. Oftmals müssen Menschen mehr als die Hälfte für die monatlichen Kosten aufbringen. Dann muss man bei den anderen Ausgaben knapsen.
„Sofern man die Fixkosten aber auf 50 Prozent des Einkommens begrenzen kann, stehen 30 Prozent des restlichen Geldes für die variablen Ausgaben wie Lebensmittel, Freizeit und Co zur Verfügung. Im optimalen Fall bleiben so 20 Prozent übrig, die gespart oder investiert werden können“, fasst Susanne Krehl zusammen.
Aus diesen 20 Prozent sollten Rücklagen für die Altersvorsorge oder den Jahresurlaub gebildet werden, aber ebenso Ersparnisse angelegt, von denen man eine kaputte Waschmaschine ersetzen kann. Die jeweiligen Kategorien sollten voneinander getrennt aufgeschlüsselt werden, damit es übersichtlich und verständlich bleibt.
Haushaltsbücher gibt es im Handel (Drogerie, Papiergeschäft, Kiosk, Buchladen) ebenso zu kaufen wie auch bei der Verbraucherzentrale. Apps gibt es in den App-Stores. Ebenso kann man sich in einem Tabellenkalkulationsprogramm selbst ein Kassenbuch gestalten.
Genau wie bei einem Haushaltsbuch auf Papier müssen Sie auch in der App alle Kosten eintragen, die anfallen. Das beginnt bei den Fixkosten (Miete, Strom, Internet etc.), geht weiter mit den täglichen Ausgaben und endet bei regelmäßigen, aber nicht monatlichen Abbuchungen (Versicherungen, KfZ-Steuer, BVG-Abo).
„Ausgaben, die beispielsweise einmalig im Jahr anfallen, teilen Sie einfach durch zwölf und rechnen sie dann monatlich mit ein beziehungsweise berücksichtigen diesen Betrag jeweils als Sparsumme“, rät Susanne Krehl. „Bei variablen Ausgaben wie Einkäufen, Restaurantbesuchen und Ähnlichem sollte man sich immer den Kassenbon mitgeben lassen und abends die Zeit nehmen, alles ins Kassenbuch einzutragen.“
Fabit und auch andere Apps bieten die Möglichkeit, das eigene Konto direkt anzubinden, sodass mit der Geldkarte getätigte Ausgaben automatisch erfasst werden und nicht eingetippt werden müssen. Die Verknüpfung kann auch auf die Kreditkarte, mehrere Konten (etwa vom Partner oder der Partnerin) sowie andere Bezahlmöglichkeiten (z. B. Paypal) ausgeweitet werden.
„Unsere App gibt eine Prognose ab, wie der Kontostand am Ende des Monats aussehen wird, weil sie berücksichtigt, welche Fixkosten noch abgehen werden, also welche Buchungen anstehen“, sagt die Gründerin. „So weiß man auf einen Blick, wie es um die eigenen Finanzen steht.“
Bei den digitalen Haushaltsbüchern gibt es vorgegebene Kategorien, in die Sie Ihre Ausgaben einsortieren können. Darüber hinaus können Sie aber auch eigene Spalten anlegen, sofern Sie einen bestimmten Bereich genauer auseinanderdividieren wollen.
Um eine bessere Kontrolle zu haben, sollte man sich Budgets zuweisen, also feste (und realistische) Summen für bestimmte Ausgaben einplanen, beispielsweise 50 Euro pro Monat für Freizeitvergnügen wie Kino oder Konzert. Achten Sie darauf, dass Sie so planen, dass Sie am Monatsende nicht im Minus sind, bestenfalls noch einen Puffer haben.
Für einen ersten Anhaltspunkt empfiehlt die Finanzexpertin den interaktiven Konsumvergleich des Statistischen Bundesamtes. Der zeigt, wofür der durchschnittliche Haushalt in Deutschland pro Monat sein Geld ausgibt. „Der Konsumvergleich ist ein Start, um erstmals die eigenen Budgets festzulegen. Im nächsten Schritt müssen diese für die eigene Situation angepasst werden. Ein gut geführtes Haushaltsbuch ist eine optimale Vorlage dafür“, erklärt Susanne Krehl. Indem jeder Euro einem Budget zugewiesen wird, ist von Anfang an klar, was mit ihm passieren soll.
Zugleich sollten Sie einen kritischen Blick auf Impulskäufe und vermeidbare Ausgaben werfen. Der berühmt-berüchtigte Coffee to go belastet nicht nur die Umwelt, sondern auch Ihr Konto. Davon ausgehend, dass ein Kaffee im Schnitt drei Euro kostet und Sie sich dreimal pro Woche einen Pappbecher zum Mitnehmen holen, sind das innerhalb von vier Wochen 36 Euro. Ein Kaffee von zu Hause, den Sie im Thermobecher mitnehmen, kostet Sie einen Bruchteil. Und Sie müssen nirgends anstehen.
Sonderwünsche, etwa wenn Sie mal shoppen gehen wollen oder eine große Geburtstagsparty ansteht, sollten Sie auch in Form eines Budgets berücksichtigen und fest einplanen. „Je nachdem, wie groß der Wunsch ist, sollten Sie über einen etwas längeren Zeitraum sparen und das Geld aus einem anderen Budget umschichten“, rät Susanne Krehl. „Viele Menschen kaufen entweder am Anfang eines Monats, weil sie gerade Geld bekommen haben, oder aber am Ende des Monats, weil dann noch etwas übrig ist. Zielführend im Sinne der Finanzplanung ist beides nicht.“
Mittelfristig sollten Sie anstreben, etwa drei Nettogehälter auf der hohen Kante zu haben. „Dieser Betrag ist Ihr Puffer, wenn mal unvorhergesehen Ausgaben anfallen, beispielsweise ein kaputter Kühlschrank, der natürlich schnell ersetzt werden muss“, so die Fabit-Expertin. „Das Geld sollte gesondert auf einem Tagesgeldkonto lagern.“
Um überhaupt derartige Rücklagen bilden zu können, sollte man – wie bei allen Dingen, auf die man spart – einen monatlichen Betrag festlegen, den man verkraften kann und der per Dauerauftrag vom Konto abgeht, um sodann auf einem anderen Konto deponiert zu werden.
Im Mai 2020 hat die Stiftung Warentest Haushaltsbücher geprüft, verschiedene miteinander verglichen. Ob man nun alles per Hand notiere oder digital erfasse (App, Excel-Tabelle o. ä.), mache keinen allzu großen Unterschied. Jedoch: Man muss diszipliniert sein und sich täglich zehn bis 15 Minuten Zeit nehmen, um alle Ausgaben in die Liste einzutragen.
Zudem muss ein Haushaltsbuch auch inhaltlich auf Ihre individuelle Lebenssituation abgestimmt sein, wie das Warentest-Team empfiehlt: „Familien sollten Haushaltsbücher mit anderen Kategorien für ihre Ausgaben gestalten als Singles. Ein Beispiel: Alleinstehende, die oft ausgehen, sollten diesen Bereich genau aufschlüsseln – etwa in Kino, Club oder Bar.“
Die Fachleute raten: „Überlegen Sie, welche Variante zu Ihnen passt. Sind Sie mit Ihrem Smartphone gut vertraut, kann eine App die richtige Wahl sein. Grundlagen der Tabellenkalkulation können Sie sich auch über Bücher oder Videotutorials aneignen. Ein Haushaltsheft auf Papier eignet sich für Sie, wenn Sie sich ungern mit Technik beschäftigen.“